Architekturfotografie - Made in China (01.09 - 25.11.2012)

Das Konzept der im Museum für Angewandte Kunst in Köln (MAKK) vom 1.9. bis 25.11.2012 gezeigten Ausstellung beinhaltet eine dialogische Gegenüberstellung von zeitgenössischen Architekturfotografien, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie in China entstanden sind, aber einerseits von westlichen, überwiegend deutschen, andererseits von chinesischen Fotografen im künstlerischen und nicht rein dokumentarischem Zusammenhang angefertigt wurden.Architektur wird dabei verstanden als der planvolle Entwurf einer von Menschen gebauten Umwelt. Soziale, historische, geographische und technische Bedingungen prägen sowohl Einzelgebäude als auch urbane Landschaften. Folgerichtig beschränkt sich die ausgewählte Fotografie nicht auf die Darstellung singulärer Bauwerke, sondern orientiert sich an den so-zio-kulturellen und ästhetischen Folgen städtebaulicher und industrieller Baumaßnahmen.
Architektur ist ein zeitlicher Prozess der von der Architekturfotografie in kurze Einzelmomen-te der visuellen Wahrnehmung zerlegt wird.
China ist in der gegenwärtigen Phase ein Gigant architektonischer Neuschöpfungen. Das Land hat sich in einem beispiellos hastigen Tempo die Aufgabe gestellt, in den nächsten 15 Jahren urbanen Wohnraum für 350 Millionen Menschen zu schaffen. Gewaltige Umsiedlun-gen werden innerhalb weniger Jahre stattfinden. Da viele Städte an infrastrukturelle Grenzen stoßen, entstehen in wenigen Jahren neue Megastädte mit mehreren Millionen Einwohnern.
Fotografinnen und Fotografen erleben diesen atemlosen Prozess sehr unterschiedlich. Die Mehrzahl westlicher Fotografen interpretieren die urbanen Strukturen in der Nachfolge der klassischen historischen Reisefotografie: einerseits staunende Betrachtungen des utopi-schen urbanen Raumes, andererseits bewusster Rückzug auf Metaphern von historisch und nostalgisch interpretierenden Bildausschnitten.
Die chinesischen Fotografen, von denen sehr viele in Europa und den USA studiert und die internationale Bildsprache längst für sich akquiriert haben, fokussieren sich dank ihrer origi-nären Kulturkenntnisse oft sehr konzentriert auf die Darstellung der Auswirkung des urbanen Umbaus auf Individuum und soziale Mikrostrukturen.
Es entsteht nicht nur eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung der architektonischen Umge-bung sondern auch der Darstellung von Menschen. Viele westliche Fotografen neigen dazu, Chinas Bewohner als Teil einer anonym erscheinenden Massengesellschaft zu interpretie-ren, während die chinesischen Künstler gerade die individuellen Wechselwirkungen zwi-schen Menschen und ihrer architektonischen Umgebung sehr eindringlich visualisieren.
Die Ausstellung stellt diese unterschiedlichen künstlerischen Arbeitsweisen in den einzelnen Nuancen der aktuellen zeitgenössischen Fotografie dar.